Die sieben Stufen der Demenz

Die sieben Stufen der Demenz

Die Diagnose einer Demenz erfolgt aufgrund von Einteilungen und Beeinträchtigungen im Alltagsleben. Ein wenig Vergesslichkeit und eventuelle Überforderungen bei Tätigkeiten, die früher leicht fielen, bedeuten noch keine klinisch manifeste Demenz.
In diesem Artikel geht es um die Einteilung von Demenz Erkrankungen. Besonders verbreitet ist die Einteilung nach der GDS-Reisberg Skala (GDS = Global Deterioration Scale)

Die Übergänge sind fließend und im wahren Leben nicht so streng abgegrenzt, wie in der Einteilung auf dem Papier. Die Sieben Stufen der Demenz dienen der Einordnung, um eine bessere Pflege und Behandlung von an Demenz erkrankten Menschen zu gewährleisten.

Die fachliche Einordnung findet durch Neurologen und Pflegepersonal statt und soll helfen, über anstehende Demenz Pflege und Demenz Behandlung zu entscheiden. Die GDS-Reisberg Skala unterscheidet sieben Stufen und wurde von Barry Reisberg, dem
Klinik-Direktor der New York University School of Medicine’s Silberstein Aging and Dementia Research Center entwickelt.

(mehr zu Prof. Reisberg finden Sie unter: https://med.nyu.edu/faculty/barry-reisberg).

Inhalt:

Demenz Stadium 1:

Die jeweilige Person zeigt keine Einbußen ihrer kognitiven Fähigkeiten. Diese Person leidet nicht unter Gedächtnisproblemen. Ein Gespräch mit einem Mediziner zeigt keine Anzeichen von Symptomen einer Demenz.

Demenz Stadium 2:

Hier ist eine leichte Verminderung der Gehirnleistung festzustellen, die allerdings zunächst meist einer bloßen Vergesslichkeit gleichkommt. Dabei handelt es sich, falls dies neurologisch diagnostiziert wird, um das früheste Stadium der Demenz bzw. Alzheimer-Demenz. (Einen Artikel über die verschiedenen Demenzformen finden Sie hier)

Der/die Betroffene vergisst z. B. immer wieder Namen oder ihm vertraute Gegenstände. Doch dies können natürlich auch schlicht altersbedingte Veränderungen sein, die mit Alzheimer und Demenz nicht zu tun haben. Nicht jede Art von Vergesslichkeit im Alter ist gleich ein Anzeichen für eine Demenzerkrankung. Eine Beurteilung, auch durch Fachleute, fällt in diesem Stadium oft schwer.

Diese Person kann den Eindruck haben, dass er oder sie Gedächtnislücken aufweist, bekannte Wörter vergisst oder Alltagsgegenstände verlegt. Trotzdem können keine Demenz-Symptome während einer ärztlichen Untersuchung oder von Freunden, Familien oder Mitarbeitern
erkannt werden.

Demenz Stadium 3:

Beim frühen Stadium der Alzheimer-Demenz bzw. Demenz zeigen sich erste, aber noch geringe kognitive Einbrüche wie Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten beim Beschreiben von Objekten, der Sprachfluss lässt nach, Konzentrationsfähigkeit und Arbeitsleistung sind vermindert, das Erinnern von gerade Gelesenem lässt nach, man vergisst fast immer Namen und Termine, man verlegt und verliert Wertgegenstände und neigt zu depressiver Verstimmung.

Freunde, Familie oder Mitarbeiter bemerken erste Schwierigkeiten. Während eines ausführlichen ärztlichen Gesprächs können Ärzte möglicherweise Probleme mit dem Gedächtnis oder der Konzentration feststellen. Die normalen Schwierigkeiten der dritten Stufe beinhalten:

Demenz Stadium 4:

Ab dieser Stufe (leichte bzw. frühe Alzheimer-Demenz bzw. Demenz) erkennen auch Angehörige, Freunde oder Kollegen, dass die betroffene Person Auffälligkeiten zeigt, die über eine bloße Vergesslichkeit oder klassische Alterserscheinungen hinausgehen:

Der/die Betroffene vergisst kurz zurückliegende Begebenheiten, kann keine komplexeren Rechenaufgaben mehr lösen oder einfach rückwärts zählen, Rechnungen bezahlen, Finanzen verwalten und er/sie vergisst Teile der persönlichen Vergangenheit. Einher gehen diese Problematiken mit dem langsamen Rückzug vom sozialen Leben und depressiven Verstimmungen. Hier versuchen die Betroffenen oft, ihre Ausfälle zu vertuschen, weil die zunehmenden Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen, Angst- und Schambehaftet sind.

An diesem Punkt sollten in einem sorgfältigen Arztgespräch eindeutige Symptome in
mehreren Bereichen feststellbar sein:

Demenz Stadium 5:

Ein mittelschweres vermindertes Wahrnehmungsvermögen tritt ein, das für eine mäßige bis mittlere Alzheimer-Demenz bzw. Demenz typisch ist. Auffällige Gedächtnis- und Denklücken und die Notwendigkeit der Hilfestellung durch Dritte im Alltag prägen das Bild.

Zunehmende Hilflosigkeit, teilweise ohne Krankheitseinsicht der Betroffenen, erschwert möglicherweise den Umgang. Die Person weiß teilweise nicht mehr, an welchem Ort sie sich befindet, sie kennt meist ihre eigene Adresse nicht mehr, sie weiß nicht mehr, welcher Wochentag gerade ist, ob es morgens oder abends oder welche Jahreszeit ist, erkennen Freunde und Verwandte nicht mehr und können sich immer weniger an ihren eigenen Lebensverlauf erinnern.

Das Zurückziehen in die eigene innere Welt nimmt zu und kann von den Angehörigen nicht mehr nachvollzogen werden. Man könnte sagen: Zeit und Raum verändern sich für den/die Betroffene/n und die „Welt da draußen“ wird abgekapselt.

Bei dieser Stufe können Personen mit Alzheimer:

Demenz Stadium 6:

Die mittelschwere bzw. mittlere Alzheimer-Demenz bzw. Demenz ist charakterisiert durch ein schwer vermindertes Wahrnehmungsvermögen. Die Persönlichkeit des Menschen verändert sich stark. Man braucht Hilfe bei nahezu allen alltäglichen Handlungen wie dem An- und Ausziehen und bei Tisch. Man kann auch nur ganz kurz zurückliegende Ereignisse nicht mehr im Kopf speichern und abrufen, man erkennt engste Verwandte oder den Partner, die Kinder, die Geschwister nicht mehr. Das kann besonders schwer für Angehörige und Lebenspartner sein. Die einst bekannte Person verschwindet zusehends.

Wahnvorstellungen, Misstrauen, zwanghafte Verhaltensweisen und häufige Stimmungswechsel begleiten den Alltag. Auf der physiologischen Ebene kommt es zum Kontrollverlust über Darm und Blase und verändertem Schlafverhalten. Es kann zum Umherirren und vollkommener, zeitlich begrenzter Verwirrtheit kommen.

Auf dieser Stufe können Betroffene:

Demenz Stadium 7:

Im fortgeschrittenen bzw. Spätstadium der Alzheimer-Krankheit bzw. Demenz zeigt sich ein schwerwiegend gemindertes Wahrnehmungsvermögen und der Mensch ist im Endstadium der Erkrankung angelangt.

Er/sie kann sich der Umgebung kaum noch verständlich machen, wobei einzelne Worte oder mitunter noch ganze Sätze gesprochen werden können. Ohne die vollständige Betreuung der Person geht es nicht mehr, denn weder Waschen, noch Toilette, noch Essen oder Trinken können alleine geschehen. Oft kann der Mensch auch nicht mehr alleine sitzen, die Reflexe verkümmern, die Muskeln erstarren, das Schlucken ist beeinträchtigt und schließlich kann der Kopf nicht mehr gehalten werden. Das Lächeln versiegt, die Aufmerksamkeit ist verschwunden, der Geist ist ganz nach innen gerichtet und die Außenwelt – soweit man dies überhaupt beurteilen kann – nicht mehr vorhanden.

Es scheint als sei die einst bekannte, geliebte Person nicht mehr vorhanden. Neben den höheren Fähigkeiten des Gehirns sind nun auch die autonomen, lebenswichtigen Funktionen, wie Verdauung und Nahrungsaufnahme so sehr gestört, dass der betroffene Mensch von sich aus nicht mehr lebensfähig ist.

In der Endstufe dieser Krankheit verliert eine Person die Fähigkeit, sich seiner oder ihrer Umgebung mitzuteilen, eine Unterhaltung zu führen und schließlich Bewegungen zu kontrollieren. Worte oder Sätze können immer noch benutzt werden.

Eine Demenz kann langsam- graduell, oder schubweise verlaufen. Verschiedene Tagesformen können dafür sorgen, dass eine Einordnung in die sieben Stufen nicht immer leicht möglich ist.

Der graduelle Verfall ist es, was es für Betroffene und Angehörige so schwer macht, mit dieser Erkrankung zu leben. Die betroffene Person erlebt den Verfall von Fähigkeiten, die einst selbstverständlich waren. Sie erlebt die Schritte von einer erwachsenen, selbstständigen Person hin zu einem Pflegefall, der von anderen zunehmend abhängig ist. Das geschieht oft bei vollem Bewusstsein, weshalb Scham, Aggression und Leugnen der eigenen Unzulänglichkeiten als Coping Strategien verwendet werden.

Angehörige und Pflegende hingegen erleben, wie eine geliebte Person immer weiter verfällt und am Ende ein bekannter Körper, ohne die bekannte Person darin, übrig bleibt.

Die Pflege an Demenz erkrankter Menschen kann extrem schwierig und herausfordernd sein. Gerade für Angehörige.